Übergang vom Rechteckmantel zum Halbkreismantel

Rechteckmantel Halbkreismantel

Der Mantel war im 12. und 13.Jahrhundert ein Prestigeobjekt und diente hauptsächlich repräsentativen Zwecken. Er war knie- bis bodenlang, bestand aus naturfarbenen oder gefärbten Wollstoff oder Loden und wurde von Männern und Frauen getragen.

einfache Rechteck- oder kurze Halbkreismäntel die vor der Brust verschlossen sind Bamberger Psalmenkommentar des Petrus Lombardus um 1180

Im 12.Jahrhundert konnte er noch teilweise sehr aufwendige Verzierungen in Form von Stickereien und Borten aufweisen, während die Mäntel des 13. Jahrhunderts von außen relativ schlicht gehalten waren. Gefüttert waren sie oft mit Leinen oder in einer sehr kostbaren Variante mit Seide, Hermelin oder Fehpelz (das grau-weiße Winterfell des russischen Eichhörnchens).

Hortus Deliciarum ca. 1180 – stark stilisierte Darstellung einer Fehpelzfütterung Hortus Deliciarum ca. 1180 – Darstellung der heiligen 3 Könige im knielangen Rechteckmantel Gewölbemalerei in der Krypta der Quedlinburger Marienkirche um 1200 – einfacher Rechteckmantel Bronzetür von Nowgorod ca. 1152 – mit Borte reich verzierte Mäntel

Im 12. Jahrhundert wurde neben dem im ½ und ¾-Kreis zugeschnittenen Radmantel, auch noch der Rechteckmantel des Frühmittelalters getragen, der dann im 13.Jahrhundert verschwand.

Halberstädter Karlsteppich ca. 1200 sowohl auf der Schulter als auch vorn geschlossene Mäntel zeitgleich nebeneinander

Naumburger Stifterfiguren ca. 1240 – Ekkehard

Naumburger Stifterfiguren ca. 1240 – Sizzo

 Er wurde an der rechten Schulter oder im mittleren Halsbereich durch eine Fibel und ab 1200 durch ein Band verschlossen. Die Enden dieses sogenannten Tasselbandes konnten einfach am Mantelrevers befestigt sein, oder als Quasten wie bei den Figuren der Naumburger Meisterwerkstatt, z.B. Ekkehard und Sizzo, oder in zwei prunkvolle Tasselscheiben auslaufen.

Mantelverschluss mittels Tasselband bei der Miniatur des Kürenbergers im Codex Manesse (13. Jhd.)

Mantelverschluss mittels Tasselband bei der Miniatur des Kürenbergers im Codex Manesse (13. Jhd.)
Mantelverschluss mittels Tasselband bei der Figur des Mercu-
rius auf dem Quedlinburger Knüpfteppich (um 1200) und bei der
Miniatur des Kürenbergers im Codex Manesse (13. Jhd.)

Für den Alltag oder für die Reise, waren diese Mäntel nur bedingt geeignet. Bei der Befestigung vor der Brust waren zwar beide Arme frei, aber die herunterhängenden vorderen Ecken des knöchel- oder bodenlangen Mantels, stellen beim Laufen eine ständige Stolpergefahr da.

Zu einem unangenehmen Würgeeffekt an der Kehle durch die Tasselschnur kommt es, wenn der Mantel während der Bewegung nach hinten rutscht. Dies konnte man nur durch einen Griff in die Mitte der Tasselschnur mit dem Daumen oder zwei Fingern verhindern, der so wohl zu einer typischen höfischen Geste im Hochmittelalter wurde.

Ohne ständige Bemühung des Trägers würde der Mantel auch nicht geschlossen bleiben und für die Reise fand daher eher die Cappa oder der Gardecorps Verwendung (siehe Artikel).

Text: tf

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