Betten

Wie haben die Menschen im Mittelalter geschlafen? Dies unterschied sich drastisch je nach Stand und Geldbeutel des Schlafenden. Adelige konnten sich durchaus den Luxus eines Bettes leisten, wohingegen sich die einfache Bevölkerung mit Strohsäcken, Fellen und Decken begnügen musste. Auch teilte man für gewöhnlich die eigene Schlafstatt mit anderen zum einen aus Platzmangel aber zum anderen auch, um sich so besser vor der Kälte zu schützen. Die Landbevölkerung nächtigte zudem häufig zusammen mit dem Vieh unter einem Dach.

Im Gegensatz zu heute waren die Betten früher deutlich kürzer, wie Funde belegen. Das liegt nicht direkt daran, dass die Menschen damals viel kleiner waren als heute. Aus den unterschiedlichsten Gründen litten viele unter Atemwegserkrankungen und mussten (um überhaupt nachts atmen zu können) im Sitzen schlafen. Häufig starben Erkrankte während der Nacht und daraus entwickelte sich der Aberglaube, dass man sterben würden, wenn man im liegen schläft. Deshalb wurden Betten so kurz gebaut, um zu verhindern, dass man sich während des Schlafens nicht zufällig ausstrecken konnte.


© Victoria and Albert Museum, London
Ein Adeliger auf Reisen wird, wenn es sich vermeiden ließ, sicherlich nicht auf dem Boden geschlafen haben, so wie die einfache Bevölkerung. Also werden Reisende, die mit einem Tross unterwegs waren und es gerade keinen Gasthof zur Einkehr gab, ein Lagerbett dabei gehabt haben.

Seilbetten sind bereits seit dem Frühmittelalter belegt, wie diese Elfenbeinschnitzerei (rechts, von „The Andrews Diptych“ Museumsnummer A.47&A-1926) verdeutlicht, die vermutlich um 800 entstanden ist. Im Folgenden werde ich beschreiben wie man ein einfaches Lagerbett baut.

Bau eines Lagerbetts

Die Vorteile eines Seilbetts auf Reisen liegen auf der Hand. Es ist schnell auf- und abgebaut, lässt sich sehr kompakt verstauen, man benötigt keinerlei zusätzliche Polsterung und kann trotzdem bequem darin schlafen.

Die Bestandteile:

  • Seitepfosten mit Schlitzen
  • Seitenbretter mit Zapfen
  • Stirnbretter mit Zapfen
  • Zierbrett

 

Die Seiten- und Stirnbretter sind mit Zapfen versehen, die zusammen mit den Seitenpfosten eine sehr stabile Steckverbindung bilden. Im Abstand von 10 cm werden in die Bretter Löcher gebohrt, durch welche die Seile gezogen werden. Die Seile sollten auf jeden Fall netzartig verflochten werden um die Kraft gut zu verteilen.

Allerdings sollte man die Kräfte, die auf die Seitenbretter wirken, nicht unterschätzen, wenn man sich in das Bett hinein legt. Für die Konstruktion habe ich Fichtenholz verwendet und beim ersten Liegetest haben sich die Bretter bedenklich durchgebogen. Mit dickeren Bretten ließe sich dieses Problem vermeiden. Ich habe mich jedoch für eine zusätzliche Rahmenkonstruktion entschieden (unten). Dadurch werden die Seitenbretter nach außen gedrückt und es wird verhindert, dass sich die Bretter zu stark nach innen biegen und im schlimmsten Fall brechen.

Vor allem durch den Rahmen lassen sich die Seile sehr gut auf Spannung bringen, was ein Durchhängen der Seile verringert und so den Liegekomfort deutlich erhöht. Aussparungen zum Verkeilen der Konstruktionen hatte ich vorgesehen, Keile werden aber aufgrund der großen Spannung der Seile eigentlich nicht benötigt und können getrost weggelassen werden.

Text: tg

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