Das Hemd
Das Hemd ist meist oberschenkel- bis wadenlange dargestellt. Es hatte den Zweck die Oberbekleidung vor Verschmutzung zu schützen. Aus diesem Grund musste es strapazierfähig und gut waschbar sein. Da es in den bildlichen Darstellungen immer hell dargestellt wurde, liegt die Annahme nahe, dass es sich um ungefärbtes, gegebenenfalls gebleichtes Leinen handelt. In sehr wohlhabenden Schichten konnte der Reichtum natürlich auch durch seidene Hemden demonstriert werden. Nach einer überlieferten Kleidungsvorschrift der Templer war es ihnen auch nur gestattetet, im Heiligen Land zwischen Ostern und Allerheiligen ein Unterhemd aus Leinen zu tragen. Das Unterhemd schützte die Haut nicht nur vor gegebenenfalls derben und rauen Oberstoffen, sondern bildet auch eine weitere wärmende Schicht. Leinen wie auch Seide haben eine temperaturausgleichende Komponente, die unter Wollkleidung selbst an wärmeren Tagen funktioniert. Der Schweiß wird aufgesogen und es kommt zu einem angenehmen Kühleffekt, außerdem verhinderte sie so die schnelle Verschmutzung der Oberkleidung durch den Schweiß. Der Schnitt ist auf bildlichen Darstellungen nicht zu erkennen. Noch bestehende Funde zeigen einen grade Schulternaht, rechtwinklig angesetzte Ärmel sowie oft Keile im Bereich der Achsel. Ärmelkugel sind im Gegensatz zur Oberkleidung für Unterhemden unseres Erachtens nicht belegt.Die Bruche
Die Unterhose des 12. und 13. Jahrhunderts war die sogenannte bruche, bruoch oder bruech. Da es auch hier leider keine Fundstücke gibt, sind wir wieder auf die Auswertung von Abbildungen angewiesen. Die Maciejowski Bibel (1250) und das Hortus Deliciarum (um 1180) zeigen diverse Bruchen ebenso wie die Befestigung der Beinlinge am Bruchengürtel.Ein Paar Hosen oder Beinlinge
Die typische Beinkleidung des Mannes im 12. und 13. Jahrhundert waren Hosen. Da unsere modernen Hosen aber noch nicht viel mit dieser Urform zu tun haben, hat sich die Bezeichnung Beinlinge eingebürgert. Noch heute verwendet man oft im Englischen für die Bezeichnung einer Hose den Satz: „ a pair of trousers“ welche wohl noch aus dem Mittelalter stammt und zwei Beinlinge meint. Diese bestehen aus zwei oberschenkellangen, strumpfartigen Röhren, welche mit Bändern am Bruchengürtel befestigt waren. Sie konnten ein geschlossenes Fußteil oder einen Steg in Fußmitte haben, der das Hochrutschen der Beinlinge im Knöchelbereich verhinderte. Da sie aus Wolle oder Leinen gefertigt wurden und diese Stoffe bei geradem auseinander ziehen kaum dehnbar sind, wurden sie diagonal zum Fadenverlauf zugeschnitten, was ihnen bei Bewegungen mehr Elastizität gab. Bei der Arbeit oder an heißen Tagen konnte die Beinlinge entweder komplett oder bis zu den Knien herunter gerollt werden, wo sie dann mit Bändern fixiert wurden. Beinlinge hatten aber nicht nur die Aufgabe die Beine zu bedecken. Laut der epischen Literatur des Hochmittelalters sind die Beine des Mannes sein erotischstes Hauptattribut, vergleichbar dem „Waschbrettbauch“ heute, was sich in der häufigen Nennung, optischen Bewertung und Beschreibung von engsitzenden, formenthüllenden Beinlingen als hohe Wertschätzung zeigte.Text: ks