Körperpanzerung 1150 bis 1250

Im Normalfall bestand diese Panzerung aus einem, aus vielen tausend kleinen Eisenringen zusammengesetzten Panzerhemd, heute meistens als Kettenhemd bezeichnet. Für dieses Panzerhemd kannte man eine Vielzahl von Bezeichnungen, wobei haubert, brünne und halsberc wohl die gebräuchlichsten waren. Leider ist aus dem Hochmittelalter, außer ein paar verrosteten Fragmenten, kein einziges erhalten geblieben. Für die Rekonstruktion des Zeitraumes 12.und 13.Jahrhundert, sind wir daher auf Interpretationen der zeitgenössischen Bildquellen angewiesen. 
vernietetes Kettenstück
Am wahrscheinlichsten ist hier, das noch aus der Antike stammende Verfahren, bei dem 4 Ringe durch einen weiteren miteinander verbunden und vernietet wurden.

Ein Kettenhemd besteht je nach Ringgröße, aus 60000 bis 70000 Ringen und hat ein Gewicht zwischen 15 und 20kg. In unserer Darstellungszeit reichen sie bis zur Mitte der Oberschenkel, sind zum Reiten vorne und hinten geschlitzt, haben lange Ärmel und eine Kettenkapuze. Im 12. Jahrhundert hatten sie laut den bildlichen Darstellungen noch keine Handschuhe, erst seit der Jahrhundertwende waren sogenannte Fäustlinge fest an ihm angesetzt.


Ritter im Bamberger Psalmenkommentar des Petrus Lombardus um 1180 ohne Handschuhe

Jungfrauenspiegel um 1200

Eneas des Heinrich von Veldeke um 1200

Die Handinnenflächen dieser Fäustlinge waren aus Leder und hatten einen Längsschlitz der bis zum Handgelenk reichte, um bei Bedarf die Hände freimachen zu können. An der Kettenkapuze war eine Art Latz (kinnvaz) befestigt, der hochgeklappt den unteren Teil des Kinns und des Gesichtes bis zur Nase bedeckte.

Hortus Deliciarum Kinnvaz und Kettenkapuze Fäustlinge mit Längsschlitz

Separate Kettenhauben gab es erstmals in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Sie waren aber wohl recht selten, da die meisten Darstellungen Kettenhemden mit fest angebrachter Kapuze zeigen.

Mainzer Evangeliar um 1250 Psalter der Mechthild von Anhalt um 1250
Beide Abbildungen lassen Kettenhauben erahnen

Das Kettenhemd schützte seinen Träger zwar recht gut vor Schnitt-und Stichverletzungen, aber nicht gegen Lanzenstöße und die knochenbrechende Wirkung von Axt-, Schwert- und Keulenschlägen. Ein kräftig und direkt geführter Hieb mit einem scharfen Schwert, war ebenfalls in der Lage ein Kettenhemd zu zerstören und seinem Träger schwere Verletzungen zuzufügen. Auch der Wirkung von Armbrustbolzen und spitzen Pfeilen, hatte das Kettenhemd auf kürzerer Entfernung nichts entgegenzusetzen. Andere Arten der Panzerung, wie Lamellen-oder Schuppenpanzer kamen wohl zusätzlich oder alternativ zum Kettenhemd zur Anwendung, wie zum Beispiel auf einer Abbildung in der Codex Manesse zu erkennen ist und die Funde von einzelnen Lamellen und Schuppen noch bis ins 14. Jahrhundert belegen, waren aber wohl sehr selten.

Abbildungen von Kettenhemden in der Maciejowski-Bibel um 1250
Der Düring im Codex Manesse – Armbrustschütze mit Schuppenpanzer? Der Schenk von Limburg im Codex Manesse

Text: tf

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