Untergewandung der Dame

Über die Unterkleidung der Frau ist nur relativ wenig bekannt, da Unterkleidung nicht sichtbar getragen wurde. Wenige bildliche Belege zeigen Unterkleid und Strümpfe. In der Literatur ist das weiße Hemd erwähnt. Hier ist allerdings der literarische Zusammenhang zu berücksichtigen, in dem entweder die Unschuld oder die Erotik betont werden soll.

Das Hemd – Das Unterkleid

Wie aus mittelalterlichen Textquellen zu ersehen ist, bestand dieses meist aus Leinen, besonders in den gehobenen Gesellschaftsschichten auch aus Seide. Hierbei handelte es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um angeraute Naturseiden, da diese sich auf der Haut angenehmer anfühlen. Unterkleidung wurde nicht gefärbt. Überliefert sind meist ungebleichte oder in höheren Ständen gebleichte Leinenstoffe, bzw. besonders bei Seide ein helles cremegelb, welches hier dem Naturfarbton entspricht.

Unterkleidung schützte die Haut vor derben und rauen Oberstoffen (wie z.B. Wolle), bildet aber andererseits auch eine weitere wärmende Schicht. Sie konnte jedoch nicht nur wärmen. Leinen wie auch Seide haben eine temperaturausgleichende Komponente, die unter Wollkleidung selbst an wärmeren Tagen zum Tragen kommt. Außerdem verhinderte sie die schnelle Verschmutzung der Oberkleidung durch Schweiß. Dieser Aspekt erklärt auch die häufige Verwendung von Leinen. Dieses kann auch bei höheren Temperaturen gereinigt werden.

Leider gibt es kaum Funde von Untergewandung. In Text- aber auch Bildquellen lässt sich das Hemd aber vielzählig nachweisen. Da es aber besonders bei Frauen aus dem Früh- und Hochmittelalter keine Abbildungen gibt, die die jeweilige Person nur in Untergewandung darstellen, ist es schwierig, einen genauen Schnitt festzulegen. Für die Unterkleidung einfacher Menschen wurde wahrscheinlich ebenso wie in der Oberkleidung ein einfacher tunikaartiger Schnitt angewandt. Die wenigen Befunde, die existieren, weisen keine Schulternähte auf. Die Ärmel sind einteilig ohne Ärmelkugel und ggf. durch Keile im Achselbereich erweitert.

 die Habe einer Witwe - Unterkleid in der MitteWolfenbütteler Sachsenspiegel - 14. Jhd.
Die Habe einer Witwe – Unterkleid in der Mitte, Bild aus dem Wolfenbüttler Sachsenspiegel
Frau beim Baden im dünnen Unterkleid - 13. Jhd.
Frau beim Baden im dünnen Unterkleid – 13.Jhd.
Die Königin von Saba an der Kathedrale von ChartresFrankreich ca. 1145-1150
Die Königin von Saba – Kathedrale von Chartes – Frankreich, ca. 1145-1150

Für die besonders am Oberkörper körpernah geschnittene Kleidung des Adels (z.B. beim Bliaut) kann jedoch angenommen werden, dass auch bei Unterkleidern bereits eine runde Armkugel Verwendung fand, da sonst das Unterhemd zu sehr auftragen würde. Darstellungen aus dem 12. Jahrhundert zeigen außerdem, dass das Unterkleid am Halsausschnitt zu sehen war. Dadurch konnte der Ausschnitt des Bliauts auch modisch etwas weiter sein, ohne unzüchtig zu wirken. Das Unterkleid wurde dann anscheinend mit einem Knopf verschlossen.

Ein einfaches Leinenunterkleid
mit Fürspan geschlossenes Unterkleid unterm Bliaut
mit Fürspan geschlossenes Unterkleid unterm Bliaut

Die Strümpfe

Aufgrund der bodenlangen Gewänder der Damen in mittelalterlichen Quellen (Abbildungen in Handschriften oder Skulpturen) ist über die weibliche Gewandung unter der Gewandung nur sehr wenig bekannt. Strümpfe gehörten aber auf alle Fälle dazu, da es in der höfischen Gesellschaft undenkbar war, Haut an den Knöcheln zu zeigen – etwa beim Treppensteigen oder Sitzen, wenn das Gewand durch die Trägerin entweder angehoben oder durch die Haltung hochgeschoben wird. Da das Stricken als Handarbeitstechnik zwar bereits im Hochmittelalter vereinzelt auftrat (die ältesten Stücke stammen aus dem 12. Jhd.), sich aber erst ab dem Spätmittelalter durchsetzte, und das aus dem Norden Europas stammende Nadelbinding nur noch vereinzelt (und dann eher für klerikale Gewänder) vorkam, waren hochmittelalterliche Strümpfe, ebenso wie die männlichen Beinlinge, meist genäht.

eine der seltenen Abbildungen bei der die Strümpfe oder Beinlinge einer Frau zu sehen sind Maciejowski-Bibel um 1250
Eine der seltenen Abbildungen bei der die Strümpfe oder Beinlinge einer Frau zu sehen sind Maciejowski-Bibel um 1250

Um dem Kleidungsstück doch etwas Elastizität zu verleihen und sie so an die Form des Unterschenkels anzupassen, wurde der Stoff meist diagonal zur Webrichtung zugeschnitten. Sie setzen sich aus 3 Teilen zusammen – dem Schaftstück, dem Fuß und der Sohle. Auch eine Machart mit einer Naht längs über die Laufsohle war möglich. Sie waren ca. knielang und wurden unterhalb des Knies mit einem gewebtem oder genähtem Band oder einem Lederriemen fixiert.

Das verwendete Material war vom Träger abhängig. Von Wolle, über Leinen bis Seide und die entsprechenden Mischgewebe ist alles möglich gewesen.

Strümpfe stellen ein typisches Attribut adliger Kleidung dar.

Blick auf die Sohle
Damenstrümpfe
Ein paar Kniestrümpfe für die Dame
Strümpf mit Band unterm Knie gehalten

Bei nadelgebundenen Strümpfe ist die Beleglage für unsere Region nicht belastbar. Es gibt wenige erhaltene Funde aus Schweden und England, die uns bekannten drei Funde verteilen sich auch über 400 Jahre. Dennoch wollen wir nadelgebundene Strümpfe als Möglichkeit erwähnen. Auf den meisten Veranstaltungen sind wir mehrere Tage im Freien, unabhängig von Witterung und Temperatur. Warme und trockene Füße sind dabei sehr viel Wert und genau das bieten nadelgebundene Socken.

Strümpfe Nadelbindung
Nadelgebundene kurze Strümpfe

Und sonst?

Bei weiteren Teilen von Unterkleidung wird die Quellenlage immer spärlicher. Es gibt ein paar wenige literarische Hinweise zu Brustbändern und Hemden mit Taschen, sprich ausgeformten Körbchen.

Bei Unterhosen ist es noch schwierger. Funde sind keinem Geschlecht zuzuordnen. Bildliche Darstellungen existieren nicht. Es bleiben praktische Aspekt: Monatsblutung (Trotula von Salerne beschreibt eine Art Tampon) und die Tatsache, das Frauen auch im Spreitzsitz geritten sind, wofür Unterhosen sicherlich anzuraten sind.

Quellen: u.a. Katrin Kania, Kleidung im Mittelalter Materialien-Konstruktion-Nähtechnik Ein Handnuch; Böhau Verlag Köln Weimer Wien; 2010

Text: KF, KS

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