Leipziger Bürger

Matthias und Gertrud stellen Bürger der Stadt Leipzig zwischen 1210 und 1240 dar. Als einfacher Handwerker, aber mit eigenem kleinen Haus und Gewerbe, besaß Matthias Bürgerrechte.

Leipzig, 1015 erstmalig urkundlich erwähnt,  liegt verkehrsgünstig an der Kreuzung zweier bedeutender Handelsstraßen: Der Via Regia, die vom Rheinland über Polen bis nach Kiew führt, und der Via Imperii, die den Ostseeraum über Nürnberg und Augsburg mit Italien verband. An dem slawischen Siedlungsplatz wurde bereits im 10. Jhd. eine Burg zur Sicherung angelegt. 1015 schließlich wurde Leipzig erstmals urkundlich erwähnt. Im Schutz dieser Burg entwickelte sich um den heutigen Matthäikirchhof eine Handwerker- und Händlersiedlung. Weitere Siedlungsschwerpunkte entwickelten sich um die Kirchen St. Nikolai und St. Peter. Stadtrecht erhielt Leipzig 1165 durch Markgraf Otto dem Reichen. In diesem Zeitraum wies er südlich der Nikolaikirche Grundstücke zur Gründung einer Neustadt aus.  Der Neumarkt vor der Nikolaikirche ersetzte zunehmend den alten Straßenmarkt unter der Hauptburg. Förderlich für die Stadt war die Regelung, dass im Umkreis von etwa 15km kein weiter Markt abgehalten werden konnte. Zudem erstreckte sich der Geltungsbereich des Stadtrechts weit über die damaligen Besiedelungsgrenzen hinaus und ermöglichte der Stadt weiteres Wachstum.

Namentliche Erwähnungen von Leipziger Bürgern sind selten. Auch wenn Handel und Handwerk durch die verkehrsgünstige Lage und die Oster- und Michaelismärkte florieren. Erst 1218 sind ersten Namen Leipziger Kaufleute urkundlich verbürgt: Godefridus und Ripertus. Als Handwerksberufe sind im 13.Jahrhunder Kürschner, Leineweber, Bäcker, Färber und Seiler nachgewiesen, aber natürlich sind auch sämtliche Berufe des Baugewerbes vertreten.

Rechtlich unterstand Leipzig im Darstellungszeitraum dem Markgrafen von Meißen. Gottfried von Schkeuditz, ist 1165 Voigt über die Stadt Leipzig, das Umland und den Burgdistrikt eingesetzt. Als weitere Amtsträger sind ein vom Markgraf eingesetzter Richter (später Schultheis) und ein Dekan genannt.

In der ersten Hälfte des 13.Jhds. entstanden Machtstreitigkeiten zwischen der Stadt und dem Markgrafen als Landesherrn. 1212/13 gründete Markgraf Diedrich der Bedrängte das Augustinerchorherrenstift St. Thomas und unterstellte diesem die Nikolaikirche und die Peterskapelle. Dies war auch eine markgräfliche Machtdemonstration gegenüber den Leipziger Bürgern. 1215 kam es schließlich zum Aufstand der Leipziger Bürger zusammen mit Ministerialen gegen Diedrich den Bedrängten. Zunächst akzeptierte Diedrich einen Vergleich auf Vermittlung des Erzbischofs von Magdeburg und des Bischofs von Merseburg. Diedrich bestätigte die Gründungsrechte und Zollprivilegien Leipzigs und verzichtete auf sein Befestigungsrecht. 1216 jedoch nutze Diedrich einen Besuch des Königs Friedrich II. in der Stadt Leipzig und nimmt diese im Handstreich. Teile der Leipziger Stadtmauern wurden geschliffen, drei befestigte Häuser im Stadtgebiet zur Sicherung der markgräflichen Herrschaft errichtet und die bestehende Pleißenburg ausgebaut. Aber bereits 1224 nutzen die Leipziger das bestehende Machtvakuum in der Mark Meißen. Auf Seiten Landgraf Ludwigs werden die Zwingburgen, außer der Pleisenburg zerstört

Mehr Eigenständigkeit erhielt Leipzig erst in der 2. Hälfte des 13.Jhds. 1263 gestand Markgraf Diedrich von Landsberg (Sohn Heinrich des Erlauchten) dem Leipziger Schultheisen und den beratenden Bürgern die eigene Rechtsprechung zu, welche bis dahin die Herren von Schkeuditz als Voigte inne hatten. 1270 sind neben dem Schultheisen 12 Ratsherrn genannt. 1273 erwarb die Stadt noch die markgräfliche Münze und sicherte sich weitere Unabhängigkeit.

Gertrud und Matthias

Quelle: Aufstand der Pfeffersäcke, Karin Schneider-Ferber, 2014

Text: ks