Die Burggrafen von Donin
Als Stammvater des Hauses Donin gilt der edelfreie Heinrich von Rothowa, der 1127 und 1135 urkundlich Erwähnung findet. Vieles spricht dafür, dass es sich beim Ort Rothowa um das heutige Großröda westlich von Altenburg handelt und zur damaligen Zeit zum Bistum Naumburg gehörte. Dieses stand den Staufern nahe und daher überrascht es nicht, dass König Konrad III. pleißenländische Ministeriale rekrutiert, um den Ausbau des Königslandes in der Mark voranzutreiben. Im Zuge dieser neuen Reichspolitik erhält Heinrich von Rothowa, Sohn des Obengenannten, im Jahre 1144 die Burggrafschaft Dohna und nennt sich später um in Heinricus castellanus de Donin. Verbunden mit der Burggrafenwürde sind die hohe Gerichtsbarkeit und das sogenannte Wachgetreide im Altgau Nisan. Beide Privilegien verschaffen den Burggrafen erhebliche Einnahmen. Darüber hinaus konnte die moderne Forschung nachweisen, dass im zugehörigen Dippoldiswalde bereits seit 1170 Silberbergbau betrieben wurde.
Die besondere Lage der Ländereien der Burggrafschaft ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. An den äußersten Grenzen des Heiligen Römischen Reiches gelegen, befand es sich in unmittelbarer Nachbarschaft zweier großer Mächten. Im Osten erstreckte sich das Böhmische Königreich und im Norden und Westen die Markgrafschaft Meißen. Das Müglitztal hinauf führte zudem eine wichtige Handelsstraße zwischen den böhmischen Landen und dem Kaiserreich, ungefähr entlang der heutigen Autobahn A17. Der Schutz dieser Handelsroute war folglich eine der Hauptaufgaben der Burggrafen. Eine Aufgabe die reichliche Zolleinnahmen mit sich brachte.
Ausgestattet mit diesen soliden Einkünften betrieben die Burggrafen eine enorme Expansionspolitik nach Westen in Richtung Erzgebirge und machten neues Land urbar. Auch die erste Siedlung des heutigen Dresdens und weitere Gebiete um Radebeul rechts der Elbe gehörten Ende des 12. Jahrhunderts zur Burggrafschaft. Unter Kaiser Friedrich I. Barbarossa beginnen in den 70er Jahren die Befestigung der Siedlung und der Bau der ersten Elbbrücke unter Beteiligung und Aufsicht des Burggrafen.
Es war abzusehen, dass die Erweiterung der Machtfülle der Doniner zu Streit mit den mächtigen Nachbarn führen würde. Dies gipfelte 1206 in einer ersten bedeutungsschweren Auseinandersetzung zwischen Heinrich II. (genannt 1181 – 1225) und dem Bistum Meißen, bei dem Markgraf Dietrich der Bedrängte von Meißen als Schiedsrichter auftrat (urkundliche Ersterwähnung Dresdens). Burggraf Heinrich verlor in diesem Streit und musste die grenznahe Burg Thorun nahe Pesterwitz bei Dresden abtragen lassen.
Daraufhin orientierten sich die Doniner immer mehr Richtung Osten. Vor allem Otto I. von Donin (urkundlich 1206 – 1239) konnte an Einfluss im Königreich Böhmen gewinnen und Ländereien in der Lausitz erwerben. Seine beiden Söhne Heinrich III. und Otto II. folgten seiner Politik und regierten die Burggrafschaft zunächst gemeinsam. Der zunehmende Konflikt mit der Mark Meißen bewog Heinrich jedoch nach Osten zu ziehen und weiteres Land in Böhmen zu erwerben. Hier erbaute er die Burg Grafenstein und begründete die gleichnamige Linie des Hauses Dohna. Sein jüngerer Bruder Otto II. (genannt 1235 – 1287) setzte daraufhin die Regentschaft alleine fort. Vermählt war Otto mit Christiane aus dem Hause Schwarzburg-Blankenburg, einem altehrwürdigen Adelsgeschlecht aus Thüringen. Aus dieser Ehe gingen sechs Kinder hervor, wobei der letztgeborene Sohn Otto III. (urkundlich 1287 – 1321) nach seinem Vater die Herrschaft übernahm.
Der Streit mit der Mark Meißen artete hingegen immer weiter aus und endete letztlich in der Dohnaischen Fehde. 1402 erobert schließlich Markgraf Wilhelm der Einäugigen zu Meißen die Burg Dohna. Das Land fällt daraufhin an den Markgrafen. Der Stammburg beraubt, ist es jedoch nicht das Ende des Geschlechts der Doniner. In den rund 250 Jahren der Herrschaft konnten die Burggrafen ihre Besitzungen in böhmischen, schlesischen und später in preußischen Landen ausbauen und fortwährend bestehen, bis heute.
Text: Tino Gottschall
Quellen:
Die Dohnas und ihre Häuser – Lothar Graf zu Dohna – ISBN 978-3-8353-1237-1 (2013)
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