Schuhe und Trippen

Wendegenähte Schuhe

Schuhe sind im Hochmittelalter wendegenäht. Die Herstellung erfolgte in Handarbeit aus dünnem Deckleder (dünnes Rinds- oder Ziegenleder) und dickem Sohlenleder (meist Rindsleder). Nachdem beide Teile mit der Innenseite nach außen zusammengenäht waren, wurde das Ergebnis durchnässt und „umgekrempelt“. Daher stammt auch das Sprichwort: „Andersherum wird ein Schuh daraus!“ Schuhe dieser Art hatten den Vorteil, dass die Sohle bei Abnutzung austauschbar war, ohne dass man den Schuh komplett entsorgen musste. Es gibt zahlreiche Funde von mittelalterlichen Schuhen in Europa. Besonders bekannt sind die Fundstätten in Schleswig (meist Frühmittelalter), Konstanz und London (hier wurden auch viele hochmittelalterlichen Schuhe gefunden).

Damen und Herrenschuhe unterschieden sich kaum voneinander. Allerdings gibt es aufgrund der bodenlangen Damenkleidung nur relativ wenige Darstellungen von mittelalterlichen Damenschuhen. Die wenigen Abbildungen die es gibt, bestätigen aber die Annahme, dass es sich um dieselbe Schuhmode handelte.

Halbstiefel mit Leinenstickerei

Bronzetür von Nowgorod – 1152 in Magdeburg entstanden
verzierte und einfache Schuhe

Maciejowski Bibel um 1250
knöchelhohe Schuhe bei einfacher Bevölkerung

Schuhfund aus der Bremer Kogge um 1380


Schuhfund in der Bremer Kogge aus dem 14. Jhd.
Schuhfund in der Bremer Kogge aus dem 14. Jhd.
Frau in Halbschuhen Maciejowski-Bibel um 1250
Frau in Halbschuhen Maciejowski-Bibel um 1250
Halbschuhe in der Maciejowski-Bibel um 1250
Halbschuhe in der Maciejowski-Bibel um 1250
reich verzierte Damenschuhe auf einem gesticktem Wandteppich Niedersachsen um 1167
reich verzierte Damenschuhe auf einem gesticktem Wandteppich Niedersachsen um 1167
bestickte Schuhe der Ecclesia Evangeliarbuch um 1200
bestickte Schuhe der Ecclesia Evangeliarbuch um 1200

In Konstanz gefundene Schuhe, die auf das 12.-13. Jhd. datiert wurden, zeigen oft knöchelhohe Stiefel mit Schnürung, teilweise sogar mit Schnallenverschluss. Aber auch Halbschuhe zum Hineinschlüpfen waren oft vertreten.

Die Art und Weise der Gestaltung hing sehr vom Träger ab. Bauern trugen einfache und robuste Schuhe, die auch teilweise aus Lederresten zusammengestückelt worden waren, wie Funde aus London belegen. In höheren Gesellschaftsschichten wurden die Schuhe bisweilen reich verziert. Es sind Funde erhalten, die Durchbruchsarbeiten im Deckleder und Stickereien darauf zeigen. Teilweise waren Prunkschuhe sogar mit Perlen oder anderen kleine Edelsteinen besetzt, wie auf Darstellungen zu erkennen ist.

Westportal der Kathedrale von Arles
um 1170
verzierte Halbstiefel
Hortus Deliciarum
um 1180
Halbschuhe mit Rautenmuster
Kapitelschmuck in der Marienkirche
in Gelnhausen um 1210
einfache Halbschuhe

Zum Spätmittelalter hin verlängerten sich die Schuhspitzen, aber bis auf kleinere Änderungen in der Technik blieb die Machart des Wendeschuhs die einzige Art der Herstellung von Fußbekleidung des Mittelalters.

Trippen

Trippen stellen die hölzernen Überschuhe des Mittelalters da. Wendegenähte Schuhe sind empfindlich gegen Feuchtigkeit und Beschädigungen. Durch Trippen konnte der Träger verhindern, dass die Schuhe mit Feuchtigkeit und Schmutz in Kontakt kamen. Um ein Abrollen des Fußes beim Laufen zu ermöglichen und das Gewicht zu reduzieren, verjüngen sich die Trippen auf zwei Stege unter dem Ballen sowie unter der Ferse.

Da es sich bei Trippen um Verbrauchsmaterial handelte sowie diese aus verrottbarem Material bestanden, existieren nur wenige und oft unvollständige Funde.

Text: kf, überarbeitet ks

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