Der ritterliche Schild

Der vorherrschende Schildtyp Mitte des 12. Jahrhunderts war der mandelförmige „Normannenschild“, auch oft als Langschild bezeichnet. Mit einer Höhe von etwa 1,00m bis 1,20m konnte es so den Oberkörper einschließlich der unteren Gesichtshälfte und mit seiner langgezogenen Spitze das Knie schützen. Die obere Kante konnte abgerundet oder gerade sein. Der Schildkörper war gebogen und ermöglichte so, das bessere Abgleiten von Lanze und Schwert. Oftmals hatten diese Schilde noch einen Schildbuckel und ein Schildgespänge. Der Schildbuckel hatte aber seine eigentliche Funktion, den Schutz der schildhaltenden Hand, bereits verloren. Er hatte aber eine verstärkende Wirkung beim Schlag mit dem Schild. Das Schildgespänge waren Metallstreifen, die vom Schildbuckel ausgehend, schildverstärkende und dekorative Funktionen besaßen. Gehalten wurde der Schild an zwei parallel zur Längsrichtung, einzeln oder kreuzweise, befestigten Riemen für Unterarm und Faust, die mit angewinkeltem Arm erfasst werden mussten. Eine dritte Schlaufe diente beim Reiten, bedingt durch die veränderte Haltung auf dem Pferd und das gleichzeitige führen der Zügel, zum Halten des Schildes. Die Schildfessel, ein in seiner Länge verstellbarer zusätzlicher Lederriemen verteilte das Gewicht des Schildes, etwa 5 bis 8 kg, auf Schulter und Rücken. Bei längeren Märschen, konnte der Schild auch so auf dem Rücken getragen werden.

Langschilde Hortus Deliciarum um 1190 Langschild Siegel Ottos von Wettin um 1190 Bronzetür von Nowgorod
1152 in Hildesheim hergestellt
Tumba Graf Wiprechts von Groitzsch 1124 mit Schildgespänge?
Goliath Bibel von St.Etienne um 1110 (Halterung Schild) Templerkapelle in Cressac (Frankreich) 12. Jhd.

Anfang des 13.Jahrhunderts setzte sich langsam ein neuer Schildtyp durch und verdrängten bis Mitte des 13.Jahrhunderts, die mandelförmigen Normannenschilde fast vollständig. Diese Dreieckschilde waren wesentlich kürzer und bildeten in ihrem Gesamtumriss die Form eines gleichschenkligen Dreieckes. Die obere Kante konnte auch hier abgerundet oder gerade sein. Diese Schilde waren zwar wesentlich leichter und handlicher, boten aber im Beinbereich weniger Schutz. Durch das Tragen von geschlossenen Kettenbeinlingen, eisernen oder ledernen Kniescheibenschützern und Beinschienen wurde diese Entwicklung erst ermöglicht.

Schilde in der Maciejowski Bibel um 1250
Wilhelm und Timo im Naumburger Dom um 1250

Grundsätzlich waren alle mittelalterlichen Schilde aus Holz (meistens Linde). Reiterschilde aus Metall hat es wohl im gesamten Früh-und Hochmittelalter nicht gegeben. Sie wären viel schwerer und auch funktionell Holzschilden unterlegen. Diese Holzschilde bestanden aus im Bogen verleimten senkrechten Holzleisten, ähnlich den Dauben bei Fässern, die vorne und hinten mit Rohhaut bzw. Leder bespannt waren und so dem Schild seine Festigkeit gaben. Alternativ konnte man anstelle der Rohhaut mehrere Schichten Leinwand verwenden. Oft waren die Ränder der Schilde mit einem separaten Rohhautstreifen verstärkt. Die meisten Schilde waren zwischen 10 und 12mm stark. Ab der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde begonnen, die Schilde mit Wappen zu bemalen. Die Schilde vergangener Generationen waren zwar auch teilweise bemalt, aber die Abbildungen hatten eher mystische Bedeutung oder dienten dem Schmuckbedürfnis des Trägers. Neben diesen beiden beschriebene Schildtypen gab es aber auch noch Sonderformen, wie zum Beispiel das gleichseitige Dreieckschild. Da dies hier aber nur ein kurzer Abriss sein soll, möchte ich auf diese Sonderformen nicht weiter eingehen. Wer mehr und genauer Informationen zu diesem Thema haben möchte, dem empfehle ich das Buch von Jan Kohlmorgen „Der Mittelalterliche Reiterschild“. Ein weiterer Schildtyp, der nicht zu den Reiterschilden gehört und ab der zweiten Hälfte des 13.Jahrhunderts erstmals in Erscheinung tritt, ist der Buckler (Faustschild). Diesen Schildtyp gab es wohl schon bei den Römern, mir ist aber keine einzige Quelle bekannt, die nachweist, dass er seit dieser Zeit jemals wieder in Gebrauch war. Das Faustschild hatte einen Durchmesser von 25 bis 40cm und konnte aus Metall oder aus Holz gefertigt sein. Getragen wurde er wohl nur zur höfischen Kleidung und diente zusammen mit dem Schwert, zu dieser Zeit, zur persönlichen Verteidigung im ungerüsteten Zustand.

Faustschilde – Johann von Ringgenberg und Rubin von Rüdeger im Codex Manesse (Nachtragsmaler)

Text: tf

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