Bei Kleidungsstücken, die dem Zweck folgen, Träger und Oberbekleidung vor Witterung zu schützen oder die soziale Stellung zu betonen, sprechen wir von Überbekleidung. Hierzu gehören Mäntel, Cappa und Gardekorps, welche im 12. und 13. Jahrhundert einigen Wandlungen unterliegen.
Vor allem die Mäntel dienten dabei repräsentativen Zwecken, während die Versionen von Cappa und Gardecops eher praktischen Aspekten genügen mussten. Aus diesem Grund haben sich einige repäsentative bzw. zermonielle Mäntel in Kirchen und Museen erhalten.
Der Mantel im 12. Jahrhundert
Der Mantel war bereits im 12. ein Prestigeobjekt. Er war knie- bis bodenlang, bestand aus naturfarbenen oder gefärbten Wollstoff und wurde von Männern und Frauen getragen. In den Darstellungen des Hochadels sind auch gemusterte Stoffe erkennbar.
Im 12. Jahrhundert dominieren noch Rechteckmäntel, welche bereits in der Eisenzeit nachweisbar sind und auf einer Schulter oder in der Mitte mittels einer Fibel geschlossen wurden. Teilweise wiesen diese noch sehr aufwendige Verzierungen in Form von Stickereien und Borten auf. In den nachfolgenden exemplarischen Abbildungen sind für Männer beide Tragevarianten nachweisbar. Für Frauen sind uns aktuell nur Belege für über der Brust geschlossene Mäntel geläufig. Der Vorteil dieser Art Mäntel war, dass sie auch als Decke genutzt werden konnten.
Es gibt vielfältiges Quellenmaterial welches wir hier nicht aufzeigen können. Fürs Quellenstudium eignen sich das Hortus Delicarium (ca.1180), der Halbertädter Karlsteppich (ca. 1200), der Quedlinburger Knüpfteppich (um 1200) oder der Bamberger Psalmenkommentar des Petrus Lombardus (um 1180).
Der Mantel im 13. Jahrhundert
Der Halbkreismantel ist die typische Mantelform des 13. Jahrhunderts, entstand aber deutlich früher. Der früheste belegte Halbkreismantel ist der Mantel der Königin Bathilde um 680. Lange Zeit existierten Rechteckmantel und Halbkreismantel somit parallel.
Im 13. Jahrhundert wird vor allem der Tasselmantel getragen. Dieser ist eigentlich ein Halbkreis- bis Vollkreismantel, der mit 2 Tasselscheiben und einem Band gehalten wurde. Die Enden dieses sogenannten Tasselbandes konnten einfach am Mantelrevers befestigt sein, als Quasten, wie bei den Figuren der Naumburger Meisterwerkstatt, z.B. Ekkehard und Sizzo, oder in zwei prunkvolle Tasselscheiben auslaufen. Wie die Figuren der klugen und törichten Jungfrauen in Magdeburg zeigen, waren diese Tasselbänder oft auf verschiedenste Art verziert. Tasselscheiben waren teils aufwendig verziert, u.a. florale Motive. In der Form sind runde Scheiben wie auch Schildformen nachweisbar. Bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts wurden die Tasselbänder so lang, dass die Oberkleidung weitgehend zum Vorschein kam.
Als Witterungsschutz für den eher alltäglichen Bedarf kann angenommen werden, dass Tasselscheiben und Tasselband äußerlich meist der einzige Schmuck dieser Mäntel war. Gefüttert waren die Mäntel mit Wolle, Leinen oder Seide. Besonders beliebt und häufig dargestellt ist aber eine Fütterung mit Fehpelz, dem grau-weiße Winterfell des russischen Eichhörnchens.
Auffällig ist die Gestaltung an einigen Figuren des Naumburger Meisters, bei denen deutlich der reversartige Kragen zu sehen ist.
Für den Alltag oder für die Reise waren diese Mäntel nur bedingt geeignet. Bei der Befestigung vor der Brust waren zwar beide Arme frei, aber die herunterhängenden vorderen Ecken des knöchel- oder bodenlangen Mantels stellen beim Laufen eine ständige Stolpergefahr da. Zudem zieht der Mantel aufgrund seines Gewichtes schnell nach hinten. Um dies zu verhindern und den Mantel auf den Schultern zu halten, hilft nur der Griff ins Tasselband. Zwei in das Tasselband gelegte Finger sind eine häufig abgebildete höfischen Geste. Der Tasselmantel wird ohne ständige Bemühung des Trägers auch nicht geschlossen bleiben, als Witterungsschutz auf Reisen fanden daher eher die Cappa oder der Gardecorps Verwendung.
Die Cappa
Der Begriff Cappa hat sich bis heute im englischen Cape erhalten und bezeichnet ein Übergewand, das bevorzugt auf Reisen und bei Arbeiten im Freien getragen wurde. Angehörige des niederen Adels waren viel unterwegs und nahmen außerdem Verwaltungs- und Beaufsichtigungstätigkeiten auf dem eigenen Grundbesitz wahr. Dafür war praktische, robuste und wetterfeste Kleidung nötig, die der Kleidung einfacher Menschen nahekam. Für diesen Zweck wurde auf die Cappa zurückgegriffen, die eine wesentlich praktischere Überkleidung als der Rad- oder Rechteckmantel darstellte.
Gefertigt war die Cappa wahrscheinlich aus gewalktem Wollstoff und gefüttert mit Leinen oder Fell. Die ärmellose Cappa ist bildlich in allen Bevölkerungsschichten zu belegen. In der arbeitenden Bevölkerung ist diese Art vorn kürzer geschnitten als hinten. Der Rücken war somit bei der Arbeit bis hinunter zu den Knien bedeckt während vorn kein Stoff im Weg hing. Auf den wenigen Abbildungen von Frauen in Cappa ist meistens diese Form zu erkennen.
Bei einigen Abbildungen ist nicht eindeutig zu erkennen, ob diese einen Rechteckmantel oder eine Cappa zeigen. Aufgrund der Darstellungen während der Arbeit ist eher von einer Cappa auszugehen, da diese mehr Armfreiheit gewährt. Bei schlechtem Wetter konnte man zu transportierende Dinge zusätzlich mit der Vorderseite der Cappa abdecken und diese so schützen. Aus den abgeschnittenen Rundungen beim Zuschnitt lässt sich zudem gleich eine Kapuze ansetzen oder auch eine zusätzliche Tasche an der Innenseite zum Händewärmen an richtig kalten Tagen. Die Rückenseite der Cappa kann eckig bleiben. Die Cappa eignet sich somit auch als Decke.
Gardecorps
Der Gardecorps ist annähernd wie eine weite Cotte geschnitten, reichte etwa bis zu den Knien, hatte überlange Ärmel und meist eine Kapuze. Die Ärmel sind beim Gardecorps in unterschiedlichen Versionen nachweisbar: geschlossen, in der Ellenbeuge geschlitzt, um die Arm hindurch zu stecken, oder auch bis zur Schulter geschlitzt.