Ein Bericht von Jonas B.

Ein Schreinermeister für den Normtisch

Nachdem ich während des Brandenburgfestes das Lehrgeld für meinen Mark Meissen Normtisch bezahlen musste, fragte ich erstmals jemanden, der sich damit auskennen könnte: einen gelernten Schreinermeister.

Nachdem ich ihm meine Konstruktionszeichnung gezeigt hatte und ihm das Schadensbild erläutert hatte, erklärte er mir, dass die Zapfen, die ich zugesägt hatte, völlig unterdimensioniert waren. Der  quadratische Ausschnitt erlaubt auch viel zu viel Spiel für das Ständerwerk. Dadurch führten die frei werdenden Kräfte in Verbindung mit den zu dünnen Beinchen zur Zerstörung des Ständerwerkes.

Sein Gegenvorschlag:

  • Bretter mit 28 mm Stärke für die Beine nutzen.
  • Statt einem quadratischen Balken ebenfalls ein 28 mm starkes Brett als Querbalken nutzen.
  • Die Löcher für die Keile zum Verschränken des Ständerwerkes nicht bohren, sondern mit einer auf die Keile angepassten Schräge aus dem Querbalken herausstechen.

Die ersten beiden Schritte ließen sich noch recht einfach mit Stichsäge und Bohrmaschine bewerkstelligen. Der dritte Schritt jedoch führte mich über die Grenzen meines Kellers hinaus.

Mit Holzhammer und Stecheisen ein Loch in ein Brett zu stechen… Wie mittelalterlich ist das denn?

Eine Werkstatt für den Normtisch

Somit wanderte ich in die Werkstatt besagten Schreinermeisters aus. In das 28 mm starke Brett haben wir quer ein 10 mm breites Loch gestochen, das zur Innenseite des Tisches senkrecht und nach außen hin verjüngt war, so dass der Keil, der zum Verriegeln verwendet wird, beim Einschlagen mit der ganzen Fläche Kontakt hat. Dadurch wurde die Beweglichkeit der Teile zueinander massiv eingeschränkt.

Während wir das neue Ständerwerk bauten, kam uns eine weitere Idee, um den Tisch langlebiger zu machen. Man kann nicht das ganze Jahr Glück mit dem Wetter haben. Es kann schon den ein oder anderen Schauer während eines Lagerwochenendes geben, was wiederum dazu führen kann, dass der Tisch im Matsch steht (trotz Baldachin), was wiederum mittelfristig dazu führen kann, dass die Beine verfaulen können.

Um dem entgegen zu wirken, haben wir uns entschlossen, an die Beine aufgesteckte Trippen zu bauen, die mit Dübeln befestigt werden. Zusätzlich steht der Tisch durch die größere Auflagefläche der Trippen stabiler.

Eine weitere wichtige Verbesserung bestand darin, den Tisch wetterfest zu machen, in dem er mit mehreren Lagen Hartholzöl für den Außeneinsatz versehen wurde.

Ein fertiger Mark Meissen Normtisch

Nach langer Arbeit und vielen gelernten Sachen sieht unser Mark Meissen Normtisch nun so aus:

Mark Meissen Normtisch

Unser Mark Meissen Normtisch

Der erste Einsatz dieses Tisches fand während unseres einwöchigen Aufenthalts im Museumsdorf Castrum Turglowe 2017 statt. Der zweite Einsatz war das anschließende gemeinsame Lager mit der Militia Nigra in Purschwitz. Außerdem begleitete uns der Tisch die gesamte Saison als Balkontisch.

Er passt in unser bevorzugtes Transportmittel und lässt sich relativ leicht auf- und wieder abbauen (wenn man sich an die Markierungen hält). Ist der Tisch in eine Tafel integriert, haben wir mit 4 Leuten bequem daran Platz, einzeln stehend können auch bis zu 6 Personen daran sitzen.

Nachtrag – Saisonbeginn 2018

Da nun die Tage schon wieder merklich länger werden und die nächste Lagersaison ihre Schatten voraus wirft, wurde der Tisch probeweise wieder aufgebaut. Dabei musste ich feststellen, dass (wie durch Mitglieder der Mark Meissen angekündigt) sich die Deckbretter verzogen haben mit einer Kraft, dass die Verdübelung und Verleimung sie nicht an Ort und Stelle halten konnten. Eventuell werde ich die verzogene Tischplatte mit einem Hobel wieder in Form bringen können. Sollte dem nicht so sein, bleibt festzustellen das im zweiten Lagerjahr wohl von der Version 1.0 nichts mehr bleibt.

Für die Version 2.0 werden keine 200×18 mm Bretter als Oberdeck dienen. Ich werde maximal auf 95 mm Breite je Brett gehen und lieber 8 Stück verwenden, die außerdem noch genau andersherum verleimt werden. Die 95 mm werden mit Abständen von 5 mm versehen werden. Der Grund dafür ist, dass der Inhalt eines umgefallenen Kruges dann nicht das gegenüberliegende Ende des Tisches erreichen kann, um dort die Gewandung eines Unschuldigen zu besudeln.

Ich spreche aus Erfahrung…

Nachtrag 2 – Saisonbeginn 2019

Die Saison 2018 hat der Tisch gut überstanden…

Die Tischtrippen und der Wetterschutz haben ihre Tauglichkeit bewiesen. Im Laufe der Saison 2018 erhielt unser Tisch noch zwei passende Bänke und eine eigene (ganz simple) Tischdecke und wurde sogar um einen „Besteck- und Geschirrkasten“ auf dem Querbalken ergänzt.

Normtisch mit Bänken

Unser Tisch mit passenden Bänken

Wir hoffen auf eine weitere erfolgreiche Saison 2019 mit unserem Mark Meissen Normtisch.

Text und Bilder: JB