Zu unserer Gruppe gehören ganz selbstverständlich auch neun Kinder, die mit unserem Hobby aufwachsen. Und auch wenn wir bei den Kleinsten, besonders wenn es kalt und nass ist, tolerant beim Schuhwerk sind, so bevorzugen wir zeitlich passende Schuhe. Bei der Wachstumsgeschwindigkeit von Kinderfüßen hat es sich bewährt, Schuhe selbst anfertigen und reparieren zu können. Daher möchte ich in diesem Beitrag zeigen, wie man wendegenähte Schuhe für Kinder herstellt.

Ausgangspunkt war ein Schnittmuster, dass ich für meine eigenen Schuhe in der Größe 43 erstellt hatte. Dieses habe ich dann entsprechend an die Kindergrößen, in diesem Fall Größe 24 und 26, angepasst.

Die Planung:  Es sollen zwei Paar Kinderschuhe in den Größen 24 und 26 entstehen.
Die Planung:  Es sollen zwei Paar Kinderschuhe in den Größen 24 und 26 entstehen.
Der Zuschnitt: Oberleder und Sohle werden ausgeschnitten.
Der Zuschnitt: Oberleder und Sohle werden ausgeschnitten.

Für das Oberleder verwende ich pflanzlich gegerbtes Ziegenleder und für die Sohle ein ziemlich dickes Rindsleder von 5 bis 6 mm. Mit dem Lederhobel dünne ich die Kanten des Oberleders aus und mit Rillenzieher ziehe ich einen Graben in die raue Seite der Sohle. Damit geht das Nähen etwas leichter. Als nächstes fädele ich den Pechdraht, den ich zuvor aus 5 einzelnen Leinenfäden verdrillt habe, durch zwei Stahlborsten.

Nachbearbeitung: Es wird eine Nut in die Sohle gezogen und die Seiten des Oberleders ausgedünnt.
Nachbearbeitung: Es wird eine Nut in die Sohle gezogen und die Seiten des Oberleders ausgedünnt.
Pechdraht: Aus Leinenfaden wird der Draht hergestellt und in die Stahlborsten eingezogen.
Pechdraht: Aus Leinenfaden wird der Draht hergestellt und in die Stahlborsten eingezogen.

Vom Oberleder wässere ich zunächst die Nahtstellen, steche mit der Schwertahle die Kanäle vor und nähe die Teile mit dem Sattlerstich auf Stoß zusammen.

Das Verbinden von Ober- und Sohlenleder ist der Schwierigste von allen Herstellungsschritten. Hier muss man auch aufpassen, dass man sich nicht mit der Ahle verletzt. Ein Werkzeug, das durch Leder sticht, geht ohne Probleme durch die Haut! Das Leder muss als erstes ordentlich gewässert werden, dann wird mit der gebogenen Ahle der Kanal gestochen. Ich steche die Sohle zuerst immer von der Nut her ein, aber nie durch das Leder durch. Danach steche ich vom Rand her in die Fleischseite ein, sodass sich ein gebogener Kanal bildet. Das Oberleder steche ich mit der Rundahle vor. Beim Durchfädeln der Stahlborsten braucht es etwas Übung und Geschicklichkeit, lasst euch aber nicht abschrecken. Ich hätte früher nicht gedacht, dass man einen 2 mm starken Faden durch so dickes Leder bekommt. Aber es funktioniert und hält mit Sicherheit länger als die Sohle selbst.

Oberleder: Mit der Schwertahle wird das Oberleder auf Stoß zusammengenäht
Oberleder: Mit der Schwertahle wird das Oberleder auf Stoß zusammengenäht
Sohle annähen: Mit ordentlich Wasser, Bienenwachs, Rund- oder gebogener Ahle wird das Oberleder mit der Sohle verbunden.
Sohle annähen: Mit ordentlich Wasser, Bienenwachs, Rund- oder gebogener Ahle wird das Oberleder mit der Sohle verbunden.

Wenn einmal herum genäht wurde, muss nun noch der Schuh gewendet werden. Dafür wird der Schuh erstmal richtig in Wasser eingeweicht und dann mit Drücken und Ziehen Stück für Stück gewendet. Fertig!

Wenden: Ist das Leder komplett durchnässt, so lässt es sich nun wenden.
Wenden: Ist das Leder komplett durchnässt, so lässt es sich nun wenden.
Fertig! Zwei neue paar Schuhe für die neue Saison
Fertig! Zwei neue paar Schuhe für die neue Saison

Text und Bilder: TG