Nach längerer Vorbereitungszeit ist es nun so weit. Aus der Interessengemeinschaft Mark Meissen 1200 ist ein eingetragener Verein geworden. Wie bereits in den Jahren seit der Gründung der Interessengemeinschaft liegt unser Schwerpunkt auf geschichtlicher Bildung, der Vermittlung verschiedener alter Handwerkstechniken und der Umsetzung des Wissens im Historienspiel/Living History oder Reenactment.

Der Schwerpunkt der geschichtlichen Bildung liegt auf dem Mittelalter in Deutschland, insbesondere der Region der Mark Meissen zwischen 1150 und 1250.  In diesem Zusammenhang beteiligen wir uns mit Seminaren oder Vorträgen am Geschichtsunterricht in Schulen oder Kindergärten. Die Möglichkeit, einzelne Ausstattungsstücke in den Händen zu halten, macht Schülern das Mittelalter begreifbarer. Hinzu kommt natürlich die eigenständige Recherchearbeit im Sinne der Förderung der Heimatpflege und Heimatkunde.

Alte Handwerkstechniken erproben wir nicht nur im Rahmen des Selbststudiums, sondern wir wollen diese anschaulich bei Veranstaltungen vermitteln. Einiges an Leder-, Metall-, Holz- oder Textilarbeiten zeigen und erklären wir dem Besucher, einiges kann unter Anleitung selbst ausprobiert werden. Hier geht es uns auch um die Förderung von Kunst und Kultur und ein Verständnis für den Aufwand der Herstellung von Objekten und die Kunstfertigkeit damaliger Handwerker.

Natürlich beschäftigen wir uns nicht nur mit den theoretischen Aspekten, wir wollen uns auch in die Zeit einfühlen und sind je nach Lokalität im Spannungsfeld „Living History“, „Reenactment“ und „Historienspiel“ unterwegs. In den Museumsdörfern steht „Living History“ im Vordergrund. Die anschauliche und möglichst korrekte Darstellung des Alltagslebens sind Schwerpunkt des „Living History“, während das Reenactment konkrete historische Begebenheiten nachstellt. In unserer eigenen Darstellung bewegen wir uns aber auch im „Historienspiel“. Wir stellen zum allergrößten Teil historisch belegte Personen dar, die sich untereinander wahrscheinlich gekannt haben oder deren Familien sich zumindest gekannt haben dürften. Wenn wir also im Lager unsere historische Persönlichkeit darstellen, dann in ihrem damaligen gesellschaftlichen Zusammenhang und wie wir vielleicht, in Abwägung der persönlichen und familiären Interessenlagen in der Mark Meissen, unter einander agiert haben könnten. Hierunter fallen z. B. die gemeinschaftliche Erarbeitung historischer Rollen, deren Präsentation bei vereinsexternen mittelalterlichen Veranstaltungen stattfinden kann sowie vereinsinterne Historienspiele, bei denen die erarbeiteten Rollen weiterentwickelt werden sollen. Findet eine öffentliche Präsentation der historischen Rollen statt, legt der Verein dabei besonderen Wert auf die Vermittlung von gesellschaftlichen Verhaltensweisen, Regeln und Gepflogenheiten (Bekleidungskunde, Tischsitten, Präsentation von Tänzen u. a.).

Das wichtigste ist uns aber natürlich die Gemeinschaft mit Freunden. Unsere Gruppe besteht zum größten Teil aus Familien mit Kindern aller Altersgruppen, und deswegen ist uns wichtig, dass sich alle wohlfühlen und die Kinder im Lager ihren Spaß haben. Deswegen haben wir uns in unseren Grundrichtlinien auch einen gewissen Rahmen gegeben. Es gibt einen Mindeststandard bzgl. Ausstattung und Wissen, den wir von allen (erwachsenen) Mitgliedern erwarten, aber auch ein Idealbild. In diesem Rahmen kann sich jeder entsprechend der Zeit, die er/sie investieren kann und will und des eigenen Geldbeutels bewegen. Die Kinder in unserer Gruppe wachsen ganz selbstverständlich in diesem Rahmen auf und wollen aus eigenem Antrieb Aufgaben im Lager und im Historienspiel übernehmen. Da kommt es auch schon mal vor, dass unsere Grundschüler dem interessierten Besucher Erklärungen zum Leben im Mittelalter geben

Alles in allem bleibt bei uns somit alles wie gehabt, mit dem Unterschied das wir unseren Konterparts in Museen, Schulen etc. nun den rechtlichen Rahmen eines Vereins bieten können. Wir freuen uns auf eine neue Saison mit bekannten und neuen Veranstaltungsorten, mit alten und neuen Bekannten und neuen Erlebnissen.

Text: KS