Das Wochenende in Frauenstein ist vorbei und wir können sagen, es war äußerst abwechslungsreich. Nicht nur in der Handlung, sondern auch im Wetter. Nach einem sehr sonnigen und warmen Samstag hatten wir am Sonntag mit ausgiebigen Regenschauern zu kämpfen. Nach dem fünften Regenguss haben wir die Hoffnung auf einen trockenen Abbau begraben und Zelte und Ausrüstung nass in die Autos verladen. Mittlerweile ist die Ausrüstung trocken und verstaut und wir können etwas vom Historienspiel erzählen.

Aufgrund anderweitiger Verpflichtungen konnten wir dieses Mal nicht am Stück spielen, sondern nur in Episoden. Das macht es natürlich schwieriger in der Handlung zu bleiben. Für die Organisation des Lagers ist es aber manchmal hilfreicher. Zudem hatten wir am Wochenende Gäste, die sich für unsere Gruppe interessieren und denen wir natürlich auch ihre Fragen beantworten wollten.

Der historische Hintergrund

Für das Historienspiel haben wir uns den Oktober des Jahres 1227 auf Rothschönberg ausgesucht. Die ersten Kreuzfahrer kehren aus Italien zurück, wo das Kreuzfahrerheer durch Seuchen stark dezimiert wurde. Der Landgraf von Thüringen, welcher die Eventualbelehnung über die Mark Meissen inne hatte, ist verstorben und hinterlässt einen Sohn im Kleinkindalter. Der Markgraf von Meissen ist immer noch minderjährig. Kaiser Friedrich II wurde vom Papst exkommuniziert, da er sein Kreuzzugsversprechen immer noch nicht eingelöst hat. Somit haben wir in der Mark Meissen ein Machtvakuum und obendrein ist das Land von der Exkommunikation des Kaiser mit betroffen.

Die Burg
Das Lager

Tatsächlich haben wir bei unserer Recherche festgestellt, dass es deutlich weniger Urkunden und Dokumente gibt, die von der Exkommunikation an sich berichten, als von der Aufhebung einer solchen. Die Aufhebung einer Exkommunikation war in den dokumentierten Fällen durch Bußhandlungen oder Schenkungen möglich. Aufgrund der Häufigkeit solcher Dokumente erscheint eine Exkommunikation als temporäre Strafe zu verstehen zu sein, da es im Sinne christlicher Nächstenliebe auch Pflicht ist, diese Menschen nach Buße wieder in die Gesellschaft aufzunehmen.

Die Fragestellung

Die Frage, mit der wir uns dieses Mal beschäftigt haben, war also tatsächlich, was die Ankündigung der Exkommunikation für einen Ritter bedeutet haben mag. Wie hat sein Gesinde reagiert, hin und her gerissen zwischen der Treue zum Dienstherrn und der Angst vor der eigenen Verdammnis? Wie haben die benachbarten Ritter reagiert? Zusammenhalten aufgrund des eigenen Standes (da die meisten Exkommunikationen nur temporär waren) oder den eigenen Machtbereich ausdehnen?

In der Ausgangssituation war also einer der Herren direkt von der Exkommunikation betroffen. Eine kleine Reisegesellschaft von Edeldamen, natürlich unter ausreichendem Geleitschutz, welche zur Übernachtung auf seiner Burg halt gemacht hatte, wurde entsprechend gebeten, länger zu Gast zu sein.

Es folgten Verhandlungen und Belagerungen, Streitgespräche und Hilfegesuche. Die Hauptakteure, Ritter wie festgesetzte Damen, standen vor ähnlichen Herausforderungen; Welche Information ist glaubhaft? Welchem Gesinde, welchen Gefolgsleuten ist zu trauen?

Entsprechend differenziert und interessant war das Wochenende. Die Handlung lief natürlich wieder anders als gedacht. Unsere Pagen haben gelernt, dass man geheime Botschaften nicht unter der Schuhsohle schmuggelt, da sie dann keiner mehr lesen kann. Die Ileburgerin musste feststellen, dass es nicht unbedingt Sinn gemacht hat, das Barvermögen aus der Burg verbringen zu lassen, den so fiel es nicht dem Burgherrn in die Hände sondern den Belagerern. Einige Damen entwickelten in der Langeweile ihrer Gefangenschaft eigene kreative Möglichkeiten des Ausbruchs und so erschien der Burgherr tatsächlich plötzlich ohne seine „Gäste“ am Verhandlungstisch.

Trotzdem fand sich eine für alle Seiten akzeptable Lösung. Das Kreuzzugsgelübde wurde erneuert, es wurde Wergeld ausgetauscht und so konnte man sich wieder dem gängigen Vergnügen des Adels widmen: Es ging zur gemeinsamen Jagd.

die „Befreier“
der unfreiwillige Aufenthaltsort der Reisegesellschaft

Text: KS, Fotos: MM1200