13. Jahrhundert

This content has been archived. It may no longer be relevant

Grabplatten Albrechts und Dietrichs in Altzella
Grabplatten Albrechts und Dietrichs in Altzella

Nach dem Tod Philipps im Jahre 1208 erkannte Markgraf Dietrich Otto IV. von Braunschweig als König an. Im Jahr 1210 wurde Dietrich mit den Marken Lausitz und Landsberg belehnt, außerdem mit den Grafschaften Eilenburg und Groitzsch. 1212 wechselte er auf die Seite des Staufers Friedrich II., der seinen Besitzstand voll anerkannte. Verheiratet war Dietrich seit etwa 1194 mit Jutta von Thüringen, der Tochter des Landgrafen Hermann I. von Thüringen.

 

Markgraf Dietrich widmete sich dem Ausbau seines Besitzes, er förderte wie bereits sein Vater das Aufblühen der Städte und straffte die Landesverwaltung durch Einsetzen von Vögten. Er brachte die Reichsstadt Zwickau in seinen Besitz und schlug die Freiheitsbestrebungen der

Leipziger Bürger zurück.

Siegel Dietrichs des Bedrängten
Siegel Dietrichs des Bedrängten

Auch in Dresden unterzeichnet er bereits 1216 Urkunden mit „in civitate nostra Dreseden“ – in unserer Stadt Dresden. Dietrich der Bedrängte legte durch sein umsichtiges Handeln den Grundstein für einen künftigen Aufstieg zum meißnisch-sächsischen Territorialstaat. Als er 1221 starb, hinterließ er seine Gemahlin Jutta und den gerade erst dreijährigen Nachfolger Heinrich, der später unter dem namen „der Erlauchte“ in die Geschichte eingehen sollte.

Heinrich stand zunächst unter der Vormundschaft seiner Mutter Jutta und seines Onkels Landgraf Ludwig IV. von Thüringen. Landgraf Ludwig versuchte, die Situation auszunutzen und die Markgrafschaft Meißen für sich zu beanspruchen. Das bedeutete Krieg gegen die eigene Schwester Jutta von Thüringen. Bei diesem Konflikt wurde unter anderem die Burg Rochlitz 1223 von Landgraf Ludwig IV. belagert und erobert. Jutta konnte aber die Mark für ihren Sohn bewahren, der 1230 offiziell die Regentschaft antrat. Er nahm 1233 das

Kreuz und beteiligte sich 1237 an einem Kreuzzug gegen die Preußen. Im brandenburgischen Raum versuchte er Fuß zu fassen, stieß bis auf Strausberg vor, musste aber letztlich vor den Askaniern zurückweichen.

Siegel Heinrichs des Erlauchten
Siegel Heinrichs des Erlauchten

Heinrich war dreimal verheiratet: zuerst mit Konstanze, einer Tochter Herzog Leopolds VI. von Österreich, später mit Agnes, Tochter König Wenzels I. von Böhmen, und nach deren Tod mit Elisabeth von Maltitz, die einem Ministerialengeschlecht entstammte. Er hatte erbittert mit dem österreichischen Herzog gestritten, der ihn in der Hochzeitsnacht 1234 unter demütigenden Umständen gezwungen hatte, auf die Mitgift Konstanzes zu verzichten. Sein gutes Verhältnis zu Kaiser Friedrich II. brachte ihm 1243 die Eventualbelehnung mit der Landgrafschaft Thüringen ein, die beim Aussterben der Ludowinger 1247 wirksam wurde. Allerdings konnte er sich dort erst 1264 im Ergebnis des Thüringer Erbfolgekrieges endgültig durchsetzen. 1246 war er Erbprätendent für Österreich, scheiterte aber am Kaiser. Die Verlobung seines Sohnes Albrecht mit der Kaisertochter Margarete verschaffte Heinrich dem Erlauchten 1252 den Pfandbesitz über das Pleißenland.

Zwischen 1247 und 1263 musste er sein Erbrecht auf Thüringen mit dem Schwert gegen Sophie von Brabant, Tochter Ludwigs IV. von Thüringen, Siegfried von Anhalt, Enkel Hermanns I. von Thüringen, und seinen Henneberger Halbbruder Hermann behaupten, wobei es zu verheerenden Kriegen kam. Nach dem am 27. Oktober 1263 bei Besenstedt unweit Wettins errungenen Sieg über Sophies Schwiegersohn Albrecht von Braunschweig verzichtete der Letztere endgültig auf Thüringen und die Pfalzgrafschaft Sachsen. Heinrich der Erlauchte hatte sich als Landgraf von Thüringen endgültig durchgesetzt, wobei er Hessen im Vertrag von Langsdorf seinem Brabanter Neffen Heinrich abtrat.

Codex Manesse Heinrich der Erlauchte Seite 24
Codex Manesse Heinrich der Erlauchte Seite 24

Nun war Heinrich Markgraf von Meißen, Lausitz und Landsberg, Landgraf von Thüringen, Pfalzgraf von Sachsen und Pfandherr des Pleißenlandes – ein Höhepunkt Wettinischer Machtentfaltung in Mitteldeutschland. Seine Landesherrschaft festigte er durch Stärkung des Hofgerichts, Ausbau der Kanzlei und Maßnahmen gegen die Bischöfe von Meißen und Naumburg. Durch die Fehden gegen die Bischöfe war er zeitweise exkommuniziert und förderte als Sühne den Dombau von Meißen. Seit 1273 war er eine wichtige Stütze von König Rudolf I. von Habsburg, gewann gegen Böhmen unter anderem Sayda und Purschenstein. Er sorgte für eine hervorragende Verwaltung und war im ganzen Reich als glanzvoller Fürst, Förderer der Künste und des Ritterwesens und als bedeutender Minnesänger, Dichter und Komponist bekannt, was ihm auch den Beinahmen „der Erlauchte“ einbrachte. Er führte viele Turniere und Sängerwettstreite durch, nahm selbst daran teil und regte die berühmte „Reimchronik“ an.

 

In seinem ausgedehnten Herrschaftsbereich zwischen Werra und Oder beschränkte er sich seit 1265 auf die Mark Meißen sowie eine formale Oberleitung und überließ den übrigen Besitz seinen Söhnen Albrecht und Dietrich. Damit machte er allerdings vieles wieder zunichte, was er aufgebaut hatte, und wurde in die verheerenden Kriege seiner Söhne hineingezogen. Sein Sohn Friedrich Clemme (1273 – 1316) aus dritter Ehe wurde 1288 Stadtherr von Dresden und nannte sich Herr zu Dresden.

Ältestes Meißner Stadtwappen mit den Wappen sowohl des Mark- als auch des Burggrafen
Ältestes Meißner Stadtwappen mit den Wappen sowohl des Mark- als auch des Burggrafen

Markgraf Heinrich der Erlauchte, der in seinen letzten Lebensjahren fast ausschließlich in Dresden weilte und die Stadt in mannigfacher Weise förderte und bevorzugte, starb im Jahre 1288. Sein Sohn und Nachfolger Albrecht der Entartete sollte bald einen Großteil des Erbes verspielt und verpfändet haben; seine Unfähigkeit und die Bestrebungen der Könige Adolf von Nassau und Albrecht von Habsburg um ein mitteldeutsches Königsland führten beinahe zur völligen Entmachtung des Hauses Wettin, bis Anfang des 14. Jahrhunderts der Enkel Heinrich des Erlauchten, Friedrich der Freidige, Stück um Stück vom einstigen Besitz seines Großvaters zurückeroberte.

Text: rj