Wir haben die Corona-Auszeit genutzt, um unseren Garten ein wenig zu überarbeiten und unsere Färbpflanzen zu hegen und zu pflegen. Wir haben uns dabei auf Pflanzen konzentriert, die auch hierzulande im 13. Jahrhundert anzutreffen gewesen sein könnten.

In unserem Garten wächst unter anderem Färberkamille. Sie von blüht von Juni bis in den September hinein mit einer leuchtend gelben Blüte, die sicher jeder schon einmal gesehen hat. Wir verwenden die frischen, aber auch getrocknete Blüten zum Färben und erreichen damit ein kräftiges Gelb.

Färberkamille

In unserem nahegelegenen Wald finden sich auch viele Eichenbäume. Einige von ihnen sind jedoch von Schädlingen befallen. Gallwespen haben sich an der Unterseite der Blätter eingenistet. Nachdem sie geschlüpft sind, bleibt quasi ein kleiner Ball zurück, der sich sowohl zum Färben, zum Gerben, aber auch zur Herstellung von Eisengallustinte eignet. Im eigentlichen Sinne handelt es sich dabei nicht um eine Färbepflanze und zugegeben, beim Färben ist das Ergebnis nicht überragend, denn die Galläpfel färben lediglich beige, aber dennoch sind wir von der vielseitigen Verwendung immer wieder begeistert. Sicher sind Galläpfel zum Färben von Wolle nicht unsere erste Wahl, denn durch ihren hohen Anteil an Gerbstoffen machen sie Wolle schnell spröde und brüchig, aber zum Beizen und zur Weiterverarbeitung für Tinte sind sie bestens geeignet.

Galläpfel
Galläpfel

Des Weiteren haben wir Krapp in unseren Beeten angepflanzt. Die Pflanze kriecht durch das Beet und hat ziemlich viele winzige Stacheln, aber die Ernte lohnt sich immer wieder. Wir verwenden zum Färben mit Krapp die Wurzeln. Schon beim Ausgraben der Wurzeln, erkannt man gut, dass man mit ihnen ein kräftiges Rot erreichen kann. Die Pflanze ist anspruchslos und wächst trotz geringer Aufmerksamkeit und mäßigem Gießen üppig und kräftig in unserem Garten. Wenig Aufwand für ein wundervolles und absolut lohnendes Ergebnis. Die Wurzeln trocknen wir und mahlen sie danach, nicht allzu fein muss das Ganze sein. Ohne die Kleidung einer Beize zu unterziehen, haftet der Farbstoff des Krapps jedoch nicht auf der Wolle und ist daher für ein schönes Färbeergebnis unerlässlich. Beim Beizen handelt es sich um das Vorbehandeln des Stoffes mit verschiedenen Chemikalien, damit der Stoff die Farbe gut aufnehmen kann.

Krapp

Auch zu finden ist bei uns Reseda (auch Färberwau genannt). Bis auf die Wurzel verwenden wir alles zum Färben. Wir trocknen die Reseda-Pflanze und schneiden oder brechen sie in kleine Stücke, wenn wir färben wollen. Wie die Blüte schon erahnen lässt, erreichen wir mit Reseda ein leuchtendes Gelb. Der Farbton lässt sich auch wunderbar weiterentwickeln, wenn wir statt in einem Keramiktopf, in einem Eisen- oder Kupfergefäß das Färbegut ansetzen. Es ist wunderbar einfach und die Ergebnisse sind so unterschiedlich. Ausprobieren lohnt sich also. Die Färbeergebnisse sind besonders lichtecht.

Reseda

Last but not least wächst in unserem Garten auch Färberwaid (auch als Indigo bekannt). Es ist eine Pflanze, die wir auch heute noch oft am Wegesrand finden können, auch wenn wir sie vielleicht leicht übersehen oder mit Raps verwechseln, denn sie sieht ganz ähnlich aus. Bei uns wächst sie recht langstielig und hat eine „Krone“ mit kleinen Blüten. Zum Färben verwenden wir nur die Blätter, die wir zurückschneiden und trocknen. Dadurch können wir mehrmals im Jahr ernten. Wir trocknen die Blätter nach der Ernte. Das Färben mit Waid empfinden wir als sehr aufwendig, durch unzählige Arbeitsgänge. Auch sollte man seine Haut und auch seine Kleidung vor Spritzern schützen, da Indigo farbecht ist und nur sehr schwer entfernt werden kann (blaue Hände nach dem Färben und dergleichen, wir sprechen da aus Erfahrung). Aber das Ergebnis lohnt sich immer wieder. An der Luft entwickelt sich das Färbeergebnis erst zu einem wunderbaren und langlebigen, intensiven Blau. Das Schöne an Waid ist, dass jeder Färbegang ein anderes Färbeergebnis mit sich bringt. Von Schwarz (natürlich nicht dieses satte Schwarz, wie wir es gewohnt sind) über Blau bis hin zu Grün ist alles möglich.

Blüten des Färberwaid
Färberwaid

Die Natur bietet eine ungeheure Fülle an Färbemitteln, mit denen wir gern experimentieren und uns dem Farbverständnis und der Wertschätzung für das Produkt wegen des enorm großen Aufwands mit jedem Mal weiter annähern.

Text: AK