Mark Meissen 1200 zieht für ein Wochenende in die Burg Gnandstein ein

Nachdem wir vor etwas über einem Jahr die ersten Gespräche mit dem Schlösserland Sachsen zur Burgbelebung geführt haben, war es letztes Wochenende endlich soweit. Am Freitagnachmittag haben wir die Zelte im Zwinger aufgeschlagen und einige Räume um den Palas herum bezogen. Die Wache hat natürlich ordnungsgemäß im Bergfried Quartier bezogen, um unsere Umgebung im Blick zu behalten.

Gnandstein
Die Burg Gnandstein

Wir hatten uns letzten Sommer in Abstimmung mit dem Schlösserland Sachsen bewusst für das erste Mai-Wochenende entschieden in der Annahme, dass das Wetter stabiler wird als im April. Nun, wir wurden eines Besseren belehrt und haben ein Wochenende mit Regen, Schnee, Sonne und Hagel erlebt. Allerdings haben weder wir noch die Mitarbeiter der Burg Gnandstein sowie umliegender Burgen sich die Motivation nehmen lassen und so hatten wir tatsächlich unvergessliche Tage.

Für uns war dieses Wochenende dadurch ein Experiment, dass wir den Versuch wagten, Veranstaltungspunkte der Besucherbetreuung (wie Modenschau und Tanzvorführungen) in unser eigene Darstellung einzubeziehen. Es bot sich die Gelegenheit Burgteile zu beleben, die tatsächlich in der von uns dargestellten Zeit erbaut wurden. So wollten wir dies nutzen, um das Zusammenspiel zwischen Burgherrschaft und Gesinde, adeligen Gästen, Knappen, Pagen und jungen Damen darzustellen.

Modenschau
Modenschau – von links nach rechts pärchenweise: einfache Gewandung, Bliaut des 12. Jh, Cotte und Surcot des 13. Jh
Tourion
Tourdion – ein einfacher, fröhlicher Rundtanz, bei dem wir auch Besucher gerne in den Kreis mit aufnehmen.

Kinder beim Historienspiel

Witterungsbedingt waren nicht alle Kinder unserer Gruppe dabei. Die Ein- bis Vierjährigen wurden sorgsam bei den Großeltern versorgt. Alle anderen Kinder haben trotz der überraschenden Kälte ganz selbstverständlich am Spiel teilgenommen.

Die jungen Pagen haben sich beim Bankett in höfischer Minne geübt und vor der versammelten Gesellschaft Gedichte vorgetragen. Auch bei der Handwaschung vor dem Essen und beim Auftragen der Speisen haben unsere Pagen und Knappen geholfen.

Handwaschzeremonie
Handwaschzeremonie vor dem Bankett – unser Page trägt die Schale und reicht das Tuch zum Abtrocken (Historienspiel)

Die liebste Beschäftigung der Jungen war an diesem Wochenende aber die Feuerwache in der Küche. Durch die Magd in geordnete Bahnen gelenkt, waren sie eine gute Unterstützung für die kleine Küchenmannschaft und sorgten dafür, dass das Feuer nie ausging.

Auch die Knappen haben bei Tisch ihren Herrschaften aufgewartet, aber auch ihren Rittern beim Rüsten geholfen und weitere Lektionen im Schwertkampf erhalten. Zuletzt durften sie sich untereinander im Bogenschießen messen.

Die jungen Damen haben sich in Handarbeiten geübt und natürlich auch bei der Zubereitung der Mahlzeiten assistiert. Schließlich sollte eine Dame wissen, welche Vorräte für ein Bankett mit 36 Personen benötigt werden …

Ritter und Damen

Die Ritter und Waffenknechte haben sich in Formation und im Zweikampf dem Waffenhandwerk gewidmet und hatten dabei sehr viele interessierte Zuschauer.

Die Damen zeigten Handarbeiten, erklärten den interessierten Besuchern aber auch wie aufwändig Schriftstücke im Mittelalter angefertigt wurden, wie die Ernährung sich über das Jahr gestaltete und führten die Besucher durch Zelte und die Kemenate.

Skriptorium
Die Herrin von Wildenfels diktiert die Urkunde zur Schenkung der Ländereien um Hartenstein (Historienspiel)
Handarbeiten
Näharbeiten in der gut ausgeleuchteten Fensternische.

Das Bankett

Der Höhepunkt war sicherlich das abendliche Bankett in einem der für uns schönsten Rittersäle der Region. Unser Bankettplan ging mit nur einer kleinen Ausnahme auf, alles wurde rechtzeitig fertig und niemand verließ hungrig die Tafel.

Nach dem Frühstück wurde aber erstmal ein Getreide-Wurzelgemüse–Eintopf als Mittagessen vorbereitet und gekocht. Danach widmeten wir uns jedoch direkt der Bankettvorbereitung. Wir belegten drei große Platten mit Schinken, Käse und Fisch, schnitten je 10 Äpfel und Rettiche für den Salat und formten Semmelknödel aus 4 kleingeschnittenen Broten, Milch und 20 Eiern. Während einer der Waffenknechte den Braten abholte, zogen die Knödel im heißen Wasser, wurde die Linsensuppe warm und erhielt das Eierragout seine Farbe und Würze in der großen Pfanne. Weintrauben und Walnüsse schmückten die Banketttafel, Kirschcreme und Kuchen warteten auf einem Tisch neben der Tafel darauf, von den Pagen zu ihren Herren und Damen gebracht zu werden.



Dezent beleuchtet, mit den vielfältigen Speisen versorgt und von Mägden und Pagen umsorgt, genossen wir den ein oder anderen verbalen Disput und lauschten den musikalischen Vorträgen der Herren.

Unser Fazit

Die Burg Gnandstein mit ihrem Palas, dem Bergfried im oberen Burghof und dem Zwinger boten uns eine fantastische Kulisse. Aber auch die etwas später entstandene Kapelle haben wir genutzt. Ein Besuch der Burg Gnandstein ist auf jedem Fall zu empfehlen, vielleicht auch wenn es nächstes Jahr zu einer Wiederholung der Belebung kommt.

Beim Schlösserland Sachsen möchten wir uns herzlich für die vielfältige Unterstützung bedanken und für die große Freiheit, die wir bei der Ausgestaltung der Burgbelebung hatten. Es war ein für uns wie auch für die Besucher rundum gelungenes und erlebnisreiches Wochenende.

Text: KS, Fotos: DB, JR