Wie jedes Jahr um Fronleichnam herum ging es wieder auf zur Brandenburg bei Lauchröden. Für dieses Jahr war eine komplette Woche internes Lager mit vielen Programmpunkten und internationaler Teilnahme angesetzt, und so war auch die Mark Meissen 1200 mit einigen Teilnehmern vertreten.

Guten Morgen.
Guten Morgen.

Es war, wie bei den meisten längeren Lagern, wieder eine logistische Herausforderung, alles so zu planen, dass es weder Schwierigkeiten bei der Haltbarkeit der Lebensmittel (Kühlung) noch allzu häufige Einkäufe gab. In kleinem Kreis bot sich zudem die Möglichkeit, neue Rezepte auszuprobieren, was wir ausgiebig genutzt haben. Der Aufwand jedoch hat sich hundertprozentig gelohnt.

Wir haben viele langjährige Freunde wiedergetroffen und viele spannende neue Gruppen kennengelernt. Alles war begleitet von gegenseitigem Austausch, viel voneinander lernen und natürlich lachen und feiern.

Das Programm

Das Programm sah viele Workshops vor, so haben wir z.B. das Färben mit Wau, die Herrstellung von Haarnetzen in Filettechnik oder das Kleben mit Birkenpech ausprobiert. Auch unser Tanzrepertoire konnten wir um neue Tänze des 13. Jahrhunderts ergänzen. Alle Workshops beinhalteten neben theoretischem Wissen auch Praxisübungen, so dass wir das Gehörte gleich umsetzen konnten. Gerade beim Färben war es interessant, welchen Einfluss das Material des Kessels auf das Ergebnis des Färbegutes hat. Beim Knüpfen eines Haarnetzes ist der Knoten die größte Herausforderung. Wenn man einmal verstanden hat, wann man welchen Finger aus welcher Schlaufe ziehen muss, ist der Rest nicht so schwer. Eigentlich ähnelt es dem Flechten einer Kettenhaube. Reihe um Reihe wird das Geflecht symmetrisch erweitert um ein flach liegendes Geflecht zu schaffen. Wir werden das Wissen auf jeden Fall zu Hause vertiefen.

Die Abende begannen überlicherweise gegen 18 Uhr mit einem Vortrag zu verschiedensten Themen durch Fachreferenten. Hier konnten wir z.B. zur Reitkunst im 13. Jahrhundert oder Kerkerhaft und Lösegeld neue Dinge erfahren und unser Wissen aufbauen oder vertiefen.

Nach dem gemeinsamen Abendessen ließen wir die Abend mit Besuchen in den verschiedenen Lagern ausklingen. Bei Kerzenschein und mehr oder weniger gekühlten Getränken konnten wir die anderen Mitstreiter kennenlernen und uns austauschen und mit Freunden Neuigkeiten austauschen.

Kampftraining, Burgbelagerung und Feldschlacht

Am Donnerstag (Oder war es Freitag? Wir haben komplett das Zeitgefühl verloren.) begann das Training Infanterie gegen Kavallerie und es fand die traditionelle Burgbelagerung statt. Im ersten Waffengang haben die Angreifer den Weg über den offiziellen Zugang gewählt, im zweiten Gang ging es wie üblich durch den Burggraben den Hang hinauf.

Zur Feldschlacht erhielten beide Heerführer (einer davon aus unseren Reihen) nur eine kurze Wegbeschreibung und waren danach mit ihren Kämpfern auf sich gestellt. Das war wohl auch der Grund dafür, dass es zur eigentlich geplanten Feldschlacht nicht kam, die beiden Heere sind sich nie begegnet sind. Beide Heeresteile kamen mir anderthalb Stunden Versatz im Lager an. Dabei hat sich wieder gezeigt, wie wichtig die Versorgung mit Wasser und die Kommunikation über Boten war.

Die Infanterie sammelt sich.
Die Infanterie sammelt sich.
Die Kavallerie formiert sich.
Die Kavallerie formiert sich.

Die ausgefallene Schlacht wurde am Samstag Vormittag nachgeholt, damit konnte der Kampf in Formation doch noch angewendet werden.

Brandenburg für Besucher

Am Sonnabend Nachmittag war die Brandenburg für einige Stunden für Besucher geöffnet. Diese konnten sich die Fuß- und Ritterwettkämpfe ansehen oder einem Tjost beiwohnen. Das Fußturnier der Ritter wurde mit höfischem Benehmen und Minne zelebriert, während auch zwei unserer Damen auf der Tribüne Platz genommen hatten. Bein Wettstreit kam es fast zum Eklat. Mehrfach wurde der Burggraf von Dohna von den Herolden zum Herren degradiert, so dass die Dame des Herzens einschreiten musste und über Bischof und Kanzler Richtigstellung verlangte. Einige der Turnierteilnehmer wussten um die Bedeutung der Damen beim Turnier und brachten Obst und Nüsse aus fernen Ländern mit.

Der Tjost fand dieses Jahr nur mit drei Pferden statt. Einer der Streiter musste den Wettkampf allerdings abbrechen, da sein relativ junger Hengst schwer zu regulieren war. Aber auch das gehört dazu, die Sicherheit von Mensch und Tier haben Vorrang. Erfahrung hat es auf jeden Fall gebracht.

Auch einige Händler waren vertreten, so dass es für Teilnehmer wie auch für die Besucher wieder eine kleine, aber feine Auswahl an Stoffen, Messern, Schmuck und ähnlichem gab.

Der krönende Abschluss

Der letzte Abend stand ganz im Zeichen der Gemeinsamkeit. Es gab ein gemeinsames Abendessen mit allen Teilnehmern aus Österreich, Ungarn, Frankreich, Tschechien und Deutschland. Hier haben wir nicht nur die geübten Tänze vorgeführt, sondern uns auch wieder der Minne hingegeben.

Gemeinsames Abendessen unter freiem Himmel.
Gemeinsames Abendessen unter freiem Himmel.

Unter freiem Himmel tafelte jede Gruppe auf, was die Kochkünste des Tages hergaben, für uns hieß das Eierkuchen entweder süss oder herzhaft und dazu einen Möhrensalat. Höhepunkt zu Ehren der Gastgeber war aber sicherlich der Pfau aus Lebkuchenteig, der die Tafel zierte.

Es war eine sehr gut organisierte Veranstaltung und wir konnten die Zeit unbeschwert genießen. Vielen Dank an die Freidigen für dieses Erlebnis.

Text: AK, KS

Fotos: TG